AC/DC ziehen die Massen an ihr Konzert in Zürich
47'000 Fans im ausverkauften Letzigrund in Zürich sind gestern Abend seit den ersten Klängen von AC/DC unter Strom gestanden. Die australischen Rock-Legenden lieferten 21 Songs in knapp über zwei Stunden ab.
Purer Rock'n'Roll erwartete die Zuschauerinnen und Zuschauer, von denen viele blinkende Teufelshörner trugen (ein AC/DC-Fanartikel, den man auch im Letzigrund kaufen konnte). Los ging es pünktlich nach Ende des Spiels der Schweizer Nati gegen Italien vor 20 Uhr mit den Klassikern "If You Want Blood (You've Got It)" und "Back in Black".
Schüttete es während des Auftritts der Supportband The Pretty Reckless noch wie aus Kübeln, lichtete sich der Himmel für das Konzert von AC/DC. Hunderte rote Shirts und "Schwiizer Nati"-Sprechchöre zeigten, wo die Gedanken der altersmässig durchmischten Fans in der Umbauphase waren.
Älter, aber nicht ruhiger
Im Fokus standen während des ganzen Konzerts Angus Young und Brian Johnson. Die Haare sind schütterer geworden, doch der 69-jährige Gitarrist Young trägt auf der Bühne noch immer sein Markenzeichen, die Schuluniform mit den kurzen Hosen. Zusammen mit dem 76-jährigen Sänger Johnson (seit 1980 dabei) zog das letzte AC/DC-Gründungsmitglied die Massen von Beginn weg mit.
Für Johnson ist der Auftritt eine Rückkehr. Bei der letzten AC/DC-Tour 2016, die auch ins Berner Wankdorf führte, hatte der Sänger wegen schwerer Hörprobleme passen müssen. Er wurde damals durch Guns'n'Roses-Sänger Axl Rose ersetzt.
Das Bühnenbild in Zürich war für eine Rockband eher schlicht, es dominierten die Verstärkertürme, die für eine gewaltige Sound-Wand sorgten, gegen die Johnson zwischendurch anzukämpfen schien. Grosse Videowände mit diversen Animationen liessen die Bandmitglieder winzig erscheinen. Nur selten kamen Pyros zum Einsatz.
Überraschungen braucht niemand
Überraschungen konnte und wollte wohl niemand erwarten. Selten eingestreute neuere Songs (die Band veröffentlichte seit dem Jahr 2000 noch vier Alben) täuschten nicht darüber hinweg dass die Klassiker zum Zug kommen sollten. Songs wie "Thunderstruck", "Hells Bells","You Shook Me All Night Long" oder "Dirty Deeds Done Dirt Cheap" kamen beim Publikum besonders gut an.
Young legte sich ins Zeug, setzte immer wieder zu Soli an, vollführte den Duckwalk, den er sich bei Chuck Berry abgeschaut hatte, und feuerte auf einem Steg, der ins Publikum führte, die Leute an.
Während die restlichen Bandmitglieder im Hintergrund beim Schlagzeug zusammen standen und für das sehr solide Gerüst sorgten, beteiligte sich auch Johnson gelegentlich an der Publikumsanimation. Gesprochen wurde allerdings kaum, ein Song jagte den nächsten.
Kanonen und Feuerwerk zum Schluss
Bei "Highway To Hell" gingen dann im ganzen Stadion die Hände und die Handys in die Luft. Rechtzeitig zum Eindunkeln spielten AC/DC ihren wohl bekanntesten Song, da hielt es auch die Leute auf der Tribüne nicht mehr auf ihren Sitzen.
Bei "Let There Be Rock", dem letzten Song vor den Zugaben, gab es viel Konfetti und einen Gitarristen in offenem Hemd und kurzer Hose zu bestaunen, der unter anderem auf einer Hebeplattform auf dem Rücken liegend spielte und kaum mehr aufhören wollte, seine Künste zu zeigen.
Den Abschluss bildeten zwei fix zum Repertoire gehörende Stücke - "TNT" und "For Those About To Rock", letzteres inklusive Schüssen aus Kanonen, die auf und neben die Bühne gerollt wurden. Nach etwas mehr als zwei Stunden war mit den letzten Schüssen und einem Feuerwerk Schluss. Die harten Rocker hatten sich damit sogar beinahe an die Nachtruhe gehalten.