Erneuter Streik bei der Deutschen Bahn und bei Lufthansa
In Deutschland wird wieder gestreikt. Diese haben geringe Auswirkungen auf die Schweiz.
Begleitet von wachsender Kritik haben die Lokführer der Deutschen Bahn (DB) ein weiteres Mal die Arbeit niedergelegt. Der Streik im Personenverkehr begann in der Nacht um 02.00 Uhr und soll 24 Stunden dauern, wie eine Bahnsprecherin bestätigte.
Die Züge auf dem Schweizer Streckennetz werden planmässig verkehren, wie die SBB bereits am Sonntagabend auf dem Onlineportal X, ehemals Twitter, mitteilten. Von Bahnreisen nach Deutschland riet das Schweizer Bahnunternehmen während des Streiks ab.
In Deutschland müssen Fahrgäste mit Einschränkungen rechnen. Die DB hat einen Notfahrplan organisiert, der im Fernverkehr etwa ein Fünftel des Zugverkehrs sichert. Auch der Regionalverkehr und die S-Bahnen der Deutschen Bahn sind betroffen. Dort kann sich das Angebot je nach Region stark unterscheiden. Auch nach dem Ende des Streiks am morgigen Mittwoch müssen Fahrgäste weiter mit Zugausfällen und Verspätungen rechnen. Im Güterverkehr begann der Streik bereits gestern Abend.
Sechster Streik
Es ist bereits der sechste Arbeitskampf der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) in der laufenden Tarifrunde. Die Bahn versuchte gestern erfolglos, den Streik noch gerichtlich stoppen zu lassen - und kündigte daraufhin an, vor dem Hessischen Landesarbeitsgericht in Berufung gehen zu wollen.
Über die Berufung soll am heutigen Dienstag gegen Mittag verhandelt werden. Sollte das Hessische Landesarbeitsgericht anders entscheiden als das Frankfurter Arbeitsgericht, müsste die GDL ihren Streik unterbrechen. Ein sofortiges Ende der Einschränkungen für Fahrgäste würde das aber nicht bedeuten.
Kurzfristige AnkündigungErst am Freitag vergangener Woche war der vorige GDL-Streik zu Ende gegangen, am Sonntagabend kündigte die Gewerkschaft dann den nächsten Ausstand an. Wirtschaftsvertreter kritisierten die Aktionen als Missbrauch des Streikrechts und als Belastung für den Standort Deutschland. Die Bahn sprach von einer Zumutung für Millionen von Bahnreisenden und die Wirtschaft.
Die Gewerkschaft kämpft um höhere Gehälter und weniger Arbeitszeit bei der Bahn. Knackpunkt des Konflikts ist weiterhin die Forderung, dass Schichtarbeiter künftig für das gleiche Geld 35 statt wie bisher 38 Stunden arbeiten müssen.
In einer Moderation hatte die Bahn einen Kompromissvorschlag akzeptiert. Dieser sah vor, die Arbeitszeit bis 2028 in zwei Schritten auf 36 Stunden zu senken. Die GDL lehnte ab und liess die Gespräche scheitern.
Neue Streiks kündigt sie nun nicht mehr 48 Stunden vor Beginn an, sondern kurzfristiger. Auch Streiks über Ostern hat die GDL mit ihrem Vorsitzenden Claus Weselsky nicht ausgeschlossen.
Streik auch bei der Lufthansa
Auch die Lufthansa wird vom nächsten Streik ausgebremst: Am Morgen um 04.00 Uhr trat das von der Gewerkschaft Ufo organisierte Kabinenpersonal am Frankfurter Flughafen in den Ausstand. 70'000 Passagiere sollen laut der Fluggesellschaft davon betroffen sein.
Bis 23.00 Uhr sollen an Deutschlands grösstem Flughafen alle Lufthansa-Abflüge bestreikt werden, wie eine Sprecherin der Gewerkschaft der deutschen Nachrichtenagentur DPA bestätigte.
Teils Auswirkungen auf die Schweiz
In Basel wurden drei Flüge von und vier Flüge nach Frankfurt gestrichen, wie es auf Anfrage von Keystone-SDA hiess. In Genf seien es zwei Flüge von Genf nach Frankfurt und zurück. Am Flughafen Zürich seien noch keine Flug-Annullationen bekannt, so eine Sprecherin. Man empfehle Reisenden, sich mit Fragen direkt an die entsprechenden Airlines zu wenden.
Forderung nach mehr Geld
Ufo hatte am Wochenende die insgesamt etwa 19'000 Flugbegleiter der Lufthansa und der Lufthansa Cityline zum Streik aufgerufen. Die Gewerkschaft fordert für die etwa 18'000 Kabinenbeschäftigten der Lufthansa und die knapp 1000 Kräfte der Cityline im Kern 15 Prozent mehr Geld bei einer Vertragslaufzeit von 18 Monaten. Ausserdem will Ufo eine Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro sowie höhere Zulagen erreichen.
Für die Lufthansa ist dies eine von mehreren aktuellen Tarifauseinandersetzungen: In der vergangenen Woche hatte das von Verdi organisierte Bodenpersonal mit seiner mittlerweile fünften Warnstreikwelle den Passagierverkehr der Lufthansa in weiten Teilen lahmgelegt. Mit Verdi soll heute wieder verhandelt werden.