Frust bei Lehrern wegen Reformen, © Unsplash/Taylor Flowe
Symbolbild. Unsplash/Taylor Flowe
  • Ostschweiz

Frust bei Lehrern wegen Reformen

Bei Reformen in der Berufsbildung im Kanton St. Gallen kommt es zu Burnouts. Berufsbildung Schweiz schlägt Alarm.

09.04.2024

Berufsbildung Schweiz beklagt in der Ostschweiz einen aufkommenden Frust bei Lehrpersonen. So wurde die Digitalisierung im Kanton St. Gallen Ende 2021 mit dem Start der IT-Bildungsoffensive beschleunigt. In Ergänzung oder Verbindung damit werde in der Berufsbildung eine Reform nach der anderen eingeläutet. Dies verändere den Unterricht an Berufsfachschulen grundlegend, heisst es in einer Mitteilung.

Die bisherigen Erfahrungen im Detailhandel und KV zeigen, dass unausgereifte Reformen die Qualität der Berufsbildung und die Gesundheit der Lehrpersonen aufs Spiel setzen. Dies dürfe in Zukunft nicht mehr so sein. Der Berufsschullehrerverband stellt Forderungen.

So müssten das Qualifikationsverfahren und die Voraussetzungen für Anschluss-Ausbildungen (zum Beispiel Be rufsmaturität) von Anfang an im Zentrum stehen. Lehrpersonen müssten frühzeitig in die Reformen miteinbezogen werden. Auch Projektverantwortliche sollten unterrichten, damit sie die Materie nicht nur aus der Theorie kennen, sondern ebenfalls in der Praxis anwenden und erleben.Von Anfang an müssten genügend Ressourcen und Zeit für die Planung, ein Pilotprojekt und die Umsetzung bereitgestellt werden. Der Work-Life-Balance der Lehrpersonen müsse mehr Beachtung geschenkt werden. Die Kommunikation zwischen den beteiligten Akteuren müsse verbessert werden.

Diese Forderungen seien aufgrund der nachfolgend geschilderten Erfahrungen bei der Umsetzung der Reformen im Detailhandel und KV begründet.

Mängel beim Start der Reform im Detailhandel
Seit bald zwei Jahren leiden Lehrpersonen unter der Last der Reform. Lernende sollen mehrheitlich selbstorganisiert mit Lernpfaden arbeiten. Diese mussten unter Zeitdruck von unterrichtenden Lehrpersonen erstellt werden. Tests mit Pilotklassen waren wegen dem zu ehrgeizigen Zeitplan nicht möglich, was zu vielen Doppelspurigkeiten, Fehlern, falschen Lösungen, nicht funktionierenden Links und einem ungünstigen Timing in Bezug auf die Notenabgabetermine führte, heisst es weiter.

Nach dem Start im Schuljahr 22/23 herrschte ein "Chaos". Dies lag nebst der schlechten Planung an Fehlern der verpflichtend einzusetzenden Software und dem Mangel an begleitenden Lehrmitteln. Vor allem schwächere Lernende waren und sind total überfordert. Dies liegt unter anderem an der ausgewählten Plattform, den für selbstorganisiertes Lernen viel zu textlastigen Inhalten mit dem immer gleichen, überdimensionierten Aufbau. Die Lehrpersonen seien stets gefordert, mit zusätzlichen Unterlagen die Defizite auszugleichen. Bei der KV-Reform wiederholen sich die im Detailhandel gemachten Fehler.

Keine Konsequenzen erfolgt
Die Unterschiede im Umgang mit den grossen Mängeln und der chronischen Überlastung der beteiligten Lehrpersonen seien von Kanton zu Kanton gross. In der KV-Ost-Gruppe habe man versucht, sich überregional zusammenzuschliessen. An den bestehenden Fehlern und Mängeln in den Reformen konnte damit aber nicht wirklich etwas geändert werden.

Weitere Reformen stehen an. Es sei wichtig, dass künftig Rückmeldungen aus Vernehmlassungen berücksichtigt werden und damit signalisiert wird, dass man bereit ist, aus begangenen Fehlern zu lernen.