Handykonsum kann Magersucht fördern, © ORF Vorarlberg / Symbolbild
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Handykonsum kann Magersucht fördern

Die Folgen der Handynutzung von Jugendlichen können weit schwerwiegender sein als oftmals angenommen.

05.08.2024

Deutlich steigende Zahlen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie gebe es vor allem, wenn intensive Handynutzung in Verbindung mit einer psychischen Erkrankung wie Magersucht stehe, sagt Primaria Maria Veraar vom LKH Rankweil.

Die Zahlen sind inzwischen mehrfach erhoben und dokumentiert: Jugendliche im Alter von 16 bis 17 Jahren verwenden durchschnittlich mehr als vier Stunden täglich das Handy. Bei den 14- bis 15-Jährigen sind es fast dreieinhalb Stunden, wie der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest herausgefunden hat.

Allerdings: Die Anzahl der Kinder und Jugendlichen, die an der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie im LKH Rankweil allein wegen süchtigem Missbrauch von sozialen Medien behandelt werden, ist in den vergangenen Jahren nicht gestiegen, sagt Maria Veraar, Primaria der Kinder- und Jugendpsychiatrie am LKH Rankweil. Laut unterschiedlichen Studien gehen man davon aus, dass bis zu 10 Prozent der Kinder und Jugendlichen Soziale Netzwerke exzessiv nutzen.

Viel häufiger jedoch trete die exzessive Nutzung von Sozialen Medien gemeinsam mit anderen psychischen Störungen auf, was den Krankheitsverlauf negativ beeinflusse, so Veraar weiter. Auch das sei in Studien bewiesen.

Deutlicher Anstieg bei Magersucht

Insbesondere die Anzahl von Jugendlichen mit dem schweren Krankheitsbild der Magersucht sei enorm gestiegen – und damit seien auch die Aufnahmezahlen im LKH Rankweil an der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie diesbezüglich in den vergangenen Jahren drastisch nach oben gegangen.

„Gerade in diesem Zusammenhang hat der Konsum einschlägiger Apps, die sich auf Körper, Schönheit, Schlankheit oder Untergewicht spezialisiert haben, zu einer negativen Beeinflussung des Krankheitsverlaufes geführt“, so die Primaria. Gleichzeitig habe man festgestellt, dass das Weglassen dieser sozialen Kanäle den Krankheitsverlauf durchaus begünstigen könne.

Eine entsprechende Bildung der Eltern sei wichtig, betont Veraar, die Eltern sollten darüber informiert sein, welche negativen Konsequenzen eine unbeschränkte Nutzung von Medien haben könne.

SUPRO: Intensive Handynutzung als Symprom

Vielfach wird im Zusammenhang mit psychischen Problemen bei Jugendlichen die Coronavirus-Pandemie mit ihren sozialen Folgen gesehen – und auch eine gestiegene Handynutzung in dieser Zeit. Laut Fabienne Lunardi von der Werkstatt für Suchtprophylaxe (SUPRO) gab es nach Corona jedoch eine Angleichung der Handynutzung nach unten, weil es wieder eine Tagesstruktur gegeben habe.

Die intensive Handynutzung sei ein Symptom, sagt Lunardi. Wenn die psychische Belastung steige, dann steige auch die Mediennutzung. Bei Kindern, die häufig und lange solche Geräte und Medien nutzen, liege oft etwas im Argen – familiär oder im sonstigen sozialen Umfeld. Es handle sich um eine Art Ausweichstrategie, wenn es kein alternatives Angebot etwa in der Familie gebe, wie der ORF Vorarlberg heute online berichtet.