Kantonsspital Graubünden unter Druck
Die operativen Herausforderungen in der Spitalführung blieben auch 2023 gross, vor allem aufgrund der viel zu tiefen Tarife und steigender Kosten.
Dem KSGR gelang es trotzdem, 2023 ein positives Jahresergebnis auszuweisen. Für das Kantonsspital Graubünden stand auf allen Ebenen die Sicherstellung einer hochstehenden Gesundheitsversorgung für die Menschen in der Südostschweiz im Zentrum.
Zum ersten Mal fliesst ein Geschäftsjahr des Standortes in Walenstadt in die Jahresrechnung der gesamten Gruppe ein. So lag der Betriebsertrag bei 515,9 Millionen Franken (+9,4 Prozent zum Vorjahr) und der Sach- und Personalaufwand bei 487,5 Millionen Franken (+12,3 Prozent zum Vorjahr). Dies ergibt einen EBITDA, das Betriebsergebnis vor Finanzergebnis und Abschreibungen, von 28,5 Millionen Franken (-24,7 Prozent zum Vorjahr). Das Unternehmensergebnis nach Abschreibungen und Finanzergebnis liegt bei 2,6 Millionen Frankenk (-81,8 Prozent zum Vorjahr). Die EBITDA-Marge beträgt 5,5 Prozent im Berichtsjahr (-250 Basispunkte zum Vorjahr). Dieses Ergebnis ist tiefer als die Vorjahrsdurchschnitte. Es wird vollständig für die Bezahlung der bereits geplanten und in Realisierung befindlichen Investitionen genutzt. Das Kantonsspital Graubünden durfte in der gesamten Gruppe 2023 total 24'915 stationäre Patientinnen und Patienten (+10,9 Prozent zum Vorjahr) behandeln. Der ambulante Ertrag stieg von 133 Millionen Franken auf 146 Millionen Franken (+9,8 Prozent zum Vorjahr).
Hugo Keune, CEO des Kantonsspitals Graubünden, sagt: «In Anbetracht der Tatsache, dass die Tarife seit Jahren gerade im ambulanten Bereich deutlich unter den Selbstkosten liegen, im schweizweiten Vergleich zu den tiefsten gehören und die Teuerung der letzten drei Jahren nicht annähernd ausgeglichen wurde, dürfen wir mit dem Ergebnis zufrieden sein.» Ohne faire Tarife sei ein wirtschaftliches Überleben und damit eine breite und qualitativ hochstehende Gesundheitsversorgung nicht mehr möglich. Die Spitäler würden durch die Tarifentwicklung langsam aber sicher ausgehungert. Schlussendlich sei das Resultat ja vor allem dem grossen Einsatz der Mitarbeitenden zu verdanken, was aber etwa die Krankenkassen bei den Tarifverhandlungen schlicht nicht interessiere. «Diese weigern sich hartnäckig, nur schon die Teuerung weiterzugeben. Das bringt uns Spitäler zusätzlich unter Druck», so Keune weiter. Zudem würden die Krankenkassen aufwändige Verfahren provozieren. «So werden Spitäler wegen der benötigten Liquidität gezwungen, Tarifverträge unter den Selbstkosten abzuschliessen – und die stetige Zunahme der Nachfrage nach Leistungen, die unter den Selbstkosten angeboten werden müssen, führt zu immer höheren Verlusten», so Keune weiter. Die Forderung ist klar: Die Krankenkassen müssen mindestens einen vollen Teuerungsausgleich auf die Tarife vor der Pandemie gewähren.
Ständerat Dr. Martin Schmid, Präsident der Stiftung Kantonsspital Graubünden sagt: «Das Umfeld bleibt äusserst herausfordernd, trotz Stabilisierung der Teuerung und Zinsen. Es gibt keine Alternative als weiterhin wirtschaftlich und effizient zu handeln. Das Kantonsspital Graubünden verfolgt dieses Ziel sehr konsequent. Es ist auch im Quervergleich mit vielen anderen schweizerischen Spitälern ein sehr effizient geführtes Zentrumsspital, und trotzdem wird es auch bei uns sehr viel schwieriger, positive Ergebnisse zu schreiben, was für zukünftige Investitionen zwingend nötig ist. Ein Dank geht an die Mitarbeitenden. Wir wollen deshalb in diesem schwierigen Umfeld als Arbeitgeber interessant bleiben. Wir sind, wie im letzten Jahr, auch in Zukunft auf erstklassige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, denen wir unser gutes Resultat verdanken, angewiesen.»
HSM: Systemüberprüfung wird begrüsst
Das vergangene Jahr war auch vom Einsatz für den Erhalt der Kinderintensivmedizin am KSGR geprägt. Die Unterstützung aus der Bevölkerung war sehr gross. Dr. Martin Schmid: «Die Entwicklung der HSM verfolgen wir mit Sorge. Es ist dringend notwendig, dass die GDK jetzt eine umfassende Überprüfung der heutigen Situation vornimmt und in der Folge die Praxis im Bereich HSM anpasst.»
Das Kantonsspital Graubünden will sich aber auch mit konstruktiven Vorschlägen für eine Neuorganisation einbringen:
1. Berücksichtigung der im KVG vorgeschriebenen ausgewogenen regionalen Versorgung; Berücksichtigung von Netzwerken und Kooperationen
2. Beschränkung auf echt hochspezialisierte, seltene und komplexe Behandlungen
3. Berücksichtigung der effektiven Qualität, Kapazitäten und Wirtschaftlichkeit
Hugo Keune: «Mit der Bildung von HSM-Regionen, die sich an den etablierten und von den Menschen effektiv genutzten Arbeitsmarktregionen orientieren, liefern wir einen Anstoss zur Diskussion, dass endlich Netzwerke und Kooperationen berücksichtigt werden", wie das Kantonsspital Graubünden in seiner Mitteilung von heute schreibt.