Neues Strafverfahren wegen Bergsturz in Bondo
Der Fall um den tödlichen Bergsturz in Bondo wird neu aufgerollt. Es wurde ein neues Strafverfahren eröffnet.
Sechseinhalb Jahre nach dem Tod von acht Berggängern bei einem Bergsturz in Bondo (GR) hat die Bündner Staatsanwaltschaft den Fall neu aufgerollt. Sie eröffnete ein neues Strafverfahren und ermittelt gegen fünf Personen "wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung".
Die Zeitschrift "Beobachter" berichtete gestern Abend online über die neue Strafuntersuchung.
Die Ermittler stützten sich demnach auf ein Gutachten, in dem es hiess, der Bergsturz von 2017 hätte sich "durch zahlreiche Vorboten angekündigt" und dass die Behörden ein "inakzeptables Risiko" eingegangen seien, als sie Wanderwege vorgängig nicht gesperrt hatten.
Die neue Strafuntersuchung betrifft zwei Fachleute des Bündner Amts für Wald und Naturgefahren, einen externen Geologen und zwei Vertreter der Gemeinde Bregaglia, darunter die ehemalige Gemeindepräsidentin und heutige FDP-Nationalrätin Anna Giacometti, wie der "Beobachter" schreibt. Von diesen lag keine Stellungnahme vor.
Fall nach Beschwerden neu aufgerollt
Eine erste Untersuchung zum Unglück hatte die Staatsanwaltschaft 2019 eingestellt. Sie kam zum Schluss, dass der Bergsturz nicht vorhersehbar gewesen sei. Das Bundesgericht hiess jedoch eine Beschwerde der Angehörigen der Verschütteten gut. Es erklärte, dass die Justiz sich nicht nur auf die Feststellungen von Beamten hätte verlassen dürfen, sondern ein Gutachten hätte einholen müssen. Danach wurde der Fall neu aufgerollt.
Bei einem der grössten Bergstürze in der Schweiz seit über 130 Jahren waren am Piz Cengalo bei Bondo am 23. August 2017 acht Menschen auf einem Wanderweg ums Leben gekommen. Sie kamen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz und gelten seither als vermisst.
Im Bergeller Seitental Val Bondasca donnerten damals drei Millionen Kubikmeter Fels zu Tal. Die Gesteinsmassen wälzten sich als Murgang bis ins Bergeller Haupttal. Das Bergdorf Bondo entging knapp seiner Zerstörung. Seine rund 200 Bewohner wurden evakuiert.
Statement des Kantons Graubünden
Heute äussert sich der Kanton Graubünden zum Vorfall. «Die Folgen des Bergsturzes sind sowohl für die Angehörigen der acht Todesopfer wie auch für die betroffenen Mitarbeitenden belastend», sagt Urban Maissen, Leiter des Amts für Wald und Naturgefahren. «Unser Mitgefühl gilt den Hinterbliebenen, die beim Bergsturz ihre Familienangehörigen verloren haben.» Die kantonale Verwaltung hat grosses Interesse, dass das Verfahren rasch vorangetrieben wird und für alle Betroffenen Klarheit geschaffen werden kann. Dazu wird sie mit der dafür notwendigen Unterstützung beitragen.
Die Verantwortung für das Verfahren als auch die Kommunikation liegen bei der Staatsanwaltschaft Graubünden, es handelt sich um ein laufendes Verfahren. Deshalb werden das Amt für Wald und Naturgefahren Graubünden und das Fachdepartement über den Inhalt dieser Medienmitteilung hinaus keine weiteren Auskünfte zum Gegenstand des Strafverfahrens erteilen.