SP und Mitte gewinnen im Thurgau Parlamentssitze hinzu
Die SP hat bei den Wahlen des Thurgauer Kantonsparlaments vier Sitze dazugewonnen. Drei Sitze zulegen kann die Mitte, die als zweitstärkste Kraft hervorgeht.
SVP und GLP verlieren je drei Mandate, die Grünen zwei. Die SVP bleibt dennoch klar stärkste Partei.
Die SP konnte mit vier zusätzlichen Sitzen die meisten Mandate gegenüber den Wahlen von 2020 hinzugewinnen. Die Sozialdemokraten kommen neu auf 18 Mandate und sind damit drittstärkste Partei.
«Wenn wir das aktuelle Politgeschehen anschauen, das einen Rechtsrutsch zeigt, hätten wir diesen Sitzgewinn nicht erwartet", sagte SP-Kantonalpräsidentin Marina Bruggmann gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Unterschwellig sei vor den Wahlen die Angst dagewesen, Sitze zu verlieren.
Faktisch sind es für die SP sogar fünf zusätzliche Mandate, weil die Partei durch den Ausschluss von Corona-Skeptikerin Barbara Müller während der Legislatur einen Sitz verlor. Müller kandidierte am Sonntag für die Bewegung Massvoll, verpasste jedoch die Wiederwahl. Die Wahlbeteiligung lag bei 30,4 Prozent.
In Münchwilen wird das Los entscheiden
Eine besondere Situation ergab sich im Bezirk Münchwilen. Dort gewann die SP zwei Sitze. Für den zweiten Sitz wiesen zwei Kandidatinnen die exakt gleiche Stimmenzahl auf. Deshalb kommt es gemäss des Mediensprechers des Kantons zu einem Losentscheid, der zu einem späteren Zeitpunkt in der Staatskanzlei durchgeführt wird.
Die Mitte konnte drei Sitze zulegen und ist künftig mit 21 Parlamentarierinnen und Parlamentariern als zweitstärkste Kraft im Grossen Rat vertreten. «Wir hatten uns durchaus erhofft, dass wir in den Bezirken Münchwilen und Frauenfeld einen Sitz gewinnen können. Zusätzlich konnten wir nun aber auch in Kreuzlingen einen Sitz gewinnen", so Sandra Stadler, Präsidentin Mitte Thurgau, gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Seit dem Namenswechsel von CVP zu die Mitte sei die Partei für breitere Wählerschichten wählbar geworden, führte Stadler einen möglichen Grund für die Sitzgewinne aus. Seither seien auch die Mitgliederzahlen der Mitte Thurgau angestiegen.
Einen Sitzverlust erlitt die FDP, welche neu auf 17 Mandate kommt und hinter der SP noch viertstärkste Partei im Parlament ist.
Misserfolg für die SVP
Mit 42 Sitzen im 130-köpfigen Grossen Rat bleibt die SVP die klar stärkste Partei. Sie verlor gestern jedoch drei Sitze. Damit setzte sich für die grösste Partei der Aufwärtstrend der eidgenössischen Wahlen von vergangenem Herbst und den Erneuerungswahlen im Kanton St. Gallen vom März nicht weiter fort.
Vielleicht sei genau dieser Aufwärtstrend auf nationaler Ebene ein Mitgrund gewesen, das erklärte Ziel von 50 Sitzen nicht zu erreichen, so SVP-Kantonalpräsident Ruedi Zbinden gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. "Viele dachten sich, das geht sowieso gut und sind vielleicht darum nicht wählen gegangen", so Zbinden.
Seine Partei habe unter anderem bei den eigenen Wählerinnen und Wähler zu wenig mobilisiert, sagte Zbinden weiter. "Dass wir nicht zufrieden und enttäuscht sind, liegt auf der Hand."
Zu den Wahlverlierern zählen auch die Klimaparteien. Die GLP verliert 3 ihrer bisher 9 Sitze, die Grünen büssen 2 Mandate ein und sind mit 13 Sitzen noch fünftstärkste Partei im Kanton.
Erstmals den Sprung ins Kantonsparlament schaffte die Gruppierung Aufrecht mit dem Gewinn eines Sitzes. Neu mit 6 Sitze (+1) ist die EDU im Parlament vertreten. Ihre 5 Mandate halten konnte die EVP.
Zauberformel behält ihre Gültigkeit
Keine Überraschungen gab es bei den Wahlen in den Regierungsrat. Wie immer seit den 1980er Jahren bliebt es bei der Thurgauer Zauberformel von zwei Vertretungen der SVP und je einem Mitglied von Mitte, FDP und SP.
Die drei bisherigen Regierungsmitglieder Dominik Diezi (Mitte), Walter Schönholzer (FDP) und Urs Martin (SVP) wurden problemlos wiedergewählt. Von den neu Kandidierenden übertrafen Denise Neuweiler von der SVP und Sonja Wiesmann von der SP das absolute Mehr deutlich und wurden bereits im ersten Wahlgang gewählt. Am nächsten kam ihnen Sandra Reinhart von den Grünen, die aber letztlich erfolglos blieb.