Schutzgebiete in den Alpen müssen angepasst werden
Das Netz an Schutzgebieten in den Alpen muss laut einer Studie nachjustiert werden. Denn mit dem Klimawandel wandern viele Pflanzen in andere Gebiete, um weiterhin geeignete Bedingungen vorzufinden.
Damit verschiebt sich auch der Schutzbedarf, wie ein internationales Forschungsteam unter Schweizer Leitung in einer am Montag im Fachblatt "Nature Ecology & Evolution" publizierten Studie zeigte.
Die grössten Lücken im Schutzmosaik fanden die Forschenden in der Schweiz, wie die Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) heute mitteilte. "Gemäss unseren Simulationen müsste die Schweiz über den gesamten Höhegradienten die meisten neuen Flächen einrichten, da wir im Vergleich zu unseren Nachbarn insgesamt am wenigsten davon haben", wurde WSL-Ökologe Yohann Chauvier-Mendes zitiert.
Die Alpen seien für den Schutz der Artenvielfalt besonders wichtig, betonten die Forschenden in der Studie. Sie beherbergen allein 4500 Pflanzenarten, ohne die Moose mitzuzählen. 400 dieser Pflanzen leben ausschliesslich in den Alpen.
Verbreitungskarten
Für die von der WSL und der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH Zürich) gemeinsam geleitete Studie haben die Forschenden untersucht, wo es in der Alpenregion zusätzlich zu den bestehenden Schutzgebieten neue braucht, um die Biodiversität auch 2050 und 2080 zu schützen.
Die Forschenden erstellten dafür Verbreitungskarten für einzelne Pflanzenarten -für heute, für 2050 und für 2080. In diese Karten trugen sie bereits existierende Schutzgebiete ein. Mit Naturschutzplanungs-Simulationen ermittelten sie, wo Naturschutzgebiete am besten bestehen würden.
Schweiz & Liechtentein besonders betroffen
Während in der Schweiz und Liechtenstein laut der Analyse über alle Höhenlagen hinweg Schutzgebiete fehlen, sind es in den anderen Ländern vor allem bestimmte Höhenlagen, die mehr Schutzgebiete benötigen. Etwa die mittleren Höhenlagen in Österreich und die Tallagen in Frankreich und Deutschland.
Nur zwei Prozent des bestehenden Schutzgebietsmosaiks der sieben Alpenländer liegen laut der Studie in der Schweiz. Allerdings gibt es hierzulande eine Reihe von Flächen, die zwar unter Schutz stehen, aber nicht den in der Studie untersuchten Kategorien I und II der Weltnaturschutzunion (IUCN) entsprechen, wie die WSL heute einräumte.