Schweizer Inflation im August gesunken
Die Jahresteuerung in der Schweiz ist im August weiter gesunken und liegt nur noch knapp über 1 Prozent. Ökonomen erwarten entsprechend Ende Monat eine weitere Zinssenkung der Nationalbank.
Konkret ist die Inflation im August auf 1,1 Prozent von 1,3 Prozent im Juli gesunken, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) heute, Dienstag, mitteilte. Das heisst: Schweizer Konsumgüter waren durchschnittlich um 1,1 Prozent teurer als im entsprechenden Vorjahresmonat. Inlandgüter sind dabei weiterhin deutlich teurer als vor einem Jahr (+2,0 Prozent), während Importgüter (-1,9 Prozent) weiter deflationär wirken.
Die sogenannte Kerninflation in der Schweiz hat sich derweil im August nicht bewegt und beträgt weiterhin 1,1 Prozent. Hier werden die Preisveränderungen für die Segmente Nahrungsmittel und Energie, die sich oft sehr volatil zeigen, herausgerechnet.
Den stärksten positiven Beitrag zur August-Teuerung machten die Wohnungsmieten aus. Die zweimalige Erhöhung des Mietpreis-Index im vergangenen Jahr wirkt sich hier immer noch aus. Für diesen Posten muss heute 3,9 Prozent mehr bezahlt werden als im August 2023. Deutlich günstiger als vor Jahresfrist waren dafür etwa Heizöl (-12,6 Prozent), Fruchtgemüse (-11,2 Prozent), Personalcomputer (-9,0 Prozent) oder auch Fernsehgeräte (-7,9 Prozent).
Inflation unter Kontrolle
Seit Anfang Jahr schwankt die hiesige Inflation nun im Bereich von 1,0 bis 1,4 Prozent, davor war sie im August 2022 bis auf einen Höchstwert von 3,5 Prozent gestiegen. Im Vergleich zum Ausland steht die Schweiz weiterhin besser da, allerdings sind die Unterschiede zuletzt deutlich geringer geworden. In der Eurozone lag der letzte verfügbare Wert (August) noch bei 2,2 Prozent, in den USA (Juli) bei 2,9 Prozent.
Der aktuelle Wert von 1,3 Prozent ist einer der tiefsten der letzten drei Jahre. Mit 1,0 Prozent noch einen Tick darunter war sie im Mai dieses Jahres, das letzte Mal unter 1 Prozent im September 2021 (+0,9 Prozent). Analysten und Ökonomen schätzen die Inflation auf dem aktuellen Niveau denn auch weitgehend als besiegt ein.
"Die Inflation in der Schweiz befindet sich weiter auf dem Rückzug", meint etwa Raiffeisen-Chefökonom Fredy Hasenmaile. Dass sie noch nicht unter die Schwelle von 1 Prozent gesunken ist, sei dem Nachhallen der Mietpreiserhöhungen Ende 2023 und Anfang 2024 geschuldet. Da keine weiteren Referenzzinssatzerhöhungen mehr anstünden, sondern im Gegenteil bis im März 2025 eine Senkung zu erwarten sei, dürfe die Inflation in der Schweiz als "wieder unter Kontrolle" beurteilt werden, glaubt er.
Zinssenkung im September wahrscheinlich
UBS-Ökonom Alessandro Bee sieht dies ähnlich: Zweitrunden-Effekte dürften sich in den kommenden Quartalen zwar als hartnäckig erweisen, aber letzten Endes doch auslaufen. Die Zinsen in der Schweiz seien jedenfalls am kurzen und langen Ende gesunken, eine weitere Erhöhung des Referenzzinssatzes sei daher unwahrscheinlich. Zudem dürften die Lohnforderungen der Arbeitnehmenden geringer ausfallen als noch im letzten Jahr. "Vor diesem Hintergrund dürfte die SNB die Leitzinsen im September weiter senken", ist das Fazit von Bee.
Für Karsten Junius geht der Rückgang der Inflation gar schon fast etwas zu schnell. So sei etwa die Inflation ohne Mieten weiter gesunken auf nur noch 0,4 Prozent. Dies unterstreiche das Risiko, dass die Inflation zu stark sinke, insbesondere wenn der Schweizer Franken in den kommenden Quartalen aufwerten sollte. Er erwartet entsprechend nicht nur eine Zinssenkung der SNB um 25 Basispunkte im September, sondern zwei weitere Senkungen in den kommenden 12 Monaten.
Daniel Hartmann von der Bantleon Bank erwartet sogar drei weitere Leitzinssenkungen im Rahmen der kommenden drei Sitzungen um jeweils 25 Basispunkte. Insgesamt entwickle sich die Inflation unterhalb der Erwartungen der SNB, und 2025 drohe gar ein Absacken unter 1,0 Prozent. "Alle Voraussetzungen für geldpolitische Lockerungen sind damit gegeben", meint er. Der Leitzins dürfte dann im März 2025 bei 0,5 Prozent liegen. Die Zinssenkungen dürften auch einer weiteren Aufwertung des Frankens entgegenwirken, sagt er.