Stiller Protest in Genf und Bern, © Keystone-SDA
Stiller Protest in Genf vor dem russischen Generalkonsulat Keystone-SDA
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Stiller Protest in Genf und Bern

Rund 1'000 Personen protestierten in Bern und 400 in Genf in der Warteschlange vor der Wahl gegen Putin

17.03.2024

Am letzten Tag der russischen Präsidentschaftswahl haben am Sonntag in Bern rund tausend Russinnen und Russen gegen Amtsinhaber Wladimir Putin protestiert. Zum "Mittag gegen Putin" hatte der Verein Russland der Zukunft / Schweiz aufgerufen.

Die Warteschlange vor der russischen Botschaft war mehrere hundert Meter lang, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur Keystone-SDA berichtete. Der Aufruf ging an "alle, die mit Putins Politik nicht einverstanden, gegen den Krieg und die Ungerechtigkeit sind".

Im Wahllokal könne man sich unterschiedlich verhalten, hiess es auf der Homepage. Man könne für jeden beliebigen Kandidaten ausser Putin abstimmen, den Wahlzettel durch die Auswahl von zwei unterschiedlichen Kandidaten verderben oder ihn mitnehmen. Am meisten fürchteten die russischen Behörden nämlich die Offensichtlichkeit, "dass wir die Mehrheit sind", hiess es weiter.

Damit sei der Beweis erbracht, dass Putin keinesfalls die Mehrheit der russischen Bevölkerung hinter sich hat, sagte Polina Petuschkowa, Vorstandsmitglied bei Russland der Zukunft / Schweiz, der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Sie war selber vom Erfolg des Aufrufs beeindruckt. Den Verein gibt es in Zürich seit zwei Jahren. Zuvor hatte es in Genf seit 2015 Aktivitäten gegeben.

Bei der letzten Präsidentschaftswahl in Russland vor sechs Jahren hatten sich in der ganzen Schweiz lediglich rund 900 Russinnen und Russen an der Wahl beteiligt. Heute leben in der Schweiz gut 16'000 Russinnen und Russen.

Auch in Genf nahmen an einer Protestaktion gegen Kreml-Chef Wladimir Putin  fast 400 Personen teil. Sie reihten sich am Sonntagmittag in die Warteschlange vor dem russischen Generalkonsulat ein.

Die Schlange, in der sich viele junge Russen befanden, erstreckte sich geordnet über das Trottoir, wie eine Korrespondentin der Nachrichtenagentur Keystone-SDA berichtete. Einige trugen Plakate gegen Putin und den Ukraine-Krieg. In Genf wurden fast 2'000 Russen aus der Westschweiz zur Stimmabgabe erwartet.

Die meisten Menschen, die am Mittag anwesend waren, folgten dem Aufruf der Witwe des toten Oppositionellen Alexej Nawalny, zur gleichen Zeit am Mittag an die Urnen zu gehen. Bei der Aktion "Mittag gegen Putin" sollten die Stimmenden jedem Kandidaten ausser Putin die Stimme geben.

Ein Oppositioneller schrieb laut eigenen Angaben "Putin Kriegskandidat und Mörder" auf seinen Stimmzettel. Mehrere Personen zählten vor Ort die Wähler. Sie wollen die vom Kreml angegebenen Zahlen überprüfen.