Teenagerinnen attackieren Polizei im St. Galler Bahnhof
Drei Mädchen im Teenageralter haben die Polizei gestern Abend im Bahnhof St. Gallen mit Gewalt an einer Personenkontrolle zu hindern versucht. Ein 15-Jähriger, den die Zivilpatrouille kontrollieren wollte, konnte zunächst fliehen, wurde später aber festgenommen.
Die Patrouille habe den 15-Jährigen kurz vor 20.30 Uhr auf einem Perron angesprochen, teilte die Kantonspolizei St. Gallen heute mit. Dieser sei nach einem kurzen Gespräch geflohen, aber wenig später von der Polizei eingeholt worden.
Die drei weiblichen Jugendlichen mischten sich den Angaben zufolge ein, als die Polizei den 15-Jährigen in Handschellen abführen wollte. Nachdem die Polizei diesen nach einer weiteren kurzen Flucht erneut angehalten habe, hätten die Mädchen dann versucht, die Polizisten wegzuzerren, und auf sie eingeschlagen.
Laut Communiqué setzte die Polizei daraufhin Pfefferspray ein und zog sich zunächst zurück. Später seien mit Hilfe der St. Galler Stadtpolizei alle vier Jugendlichen festgenommen worden - wobei sich die Mädchen teils heftig gewehrt hätten und erneut tätlich geworden seien.
Bei den festgenommenen Mädchen handelt es sich gemäss Kantonspolizei um eine 13-jährige Schweizerin, eine 15-jährige Eritreerin sowie eine 16-jährige Afghanin. Der männliche Jugendliche, ein Schweizer, sei zur Festnahme ausgeschrieben gewesen und wie verlangt in eine Institution für Jugendliche zurückgebracht worden, hiess es.
Die involvierten Polizistinnen und Polizisten blieben bei dem Vorfall unverletzt.
"Spitze des Eisbergs"
Im Einsatzgebiet der Kantonspolizei St. Gallen erlebe man solch krasse Situationen zum Glück nicht bei jedem Einsatz, schrieb Polizeisprecher Florian Schneider auf eine entsprechende Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Andere Polizeikorps, insbesondere in Städten, schickten aber mittlerweile in gewissen Umgebungen jeweils mehr als zwei Polizistinnen oder Polizisten gemeinsam auf Patrouille. Davon sei man in St. Gallen noch etwas entfernt.
"Ich würde den vermeldeten Fall als vorläufige Spitze des Eisberges bezeichnen", so Schneider. Man beobachte in eher urbanerer Umgebung eine zunehmende Respektlosigkeit von immer jüngeren Personen - insbesondere im Ausgang am Wochenende und in eher städtischer Umgebung.
Alkohol lässt Hemmschwelle sinken
Als Faktoren bezeichnete der Polizeisprecher auch Alkohol und Drogen, welche die Hemmschwelle senkten. Insbesondere wenn Jugendliche in Gruppen unterwegs seien, sei es um den Respekt nicht sehr gut bestellt.
Einen generellen Trend zu mehr Jugendkriminalität will die St.Galler Kantonspolizei aus derartigen Vorfällen nicht ableiten. 2022 sei der Anteil von Jugendlichen an den Straftaten gemäss Strafgesetzbuch mit 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr stabil geblieben - wobei jedoch 35 von 75 Beschuldigten bei Raubüberfällen jünger als 18 Jahre gewesen seien.
Intensivtäter fallen ins Gewicht
Für 2023 dürfte das Bild gemäss Schneider ähnlich aussehen - eventuell mit einer leichten Tendenz nach oben bei der gesamten Jugend-Delinquenz. Die definitive Statistik wird Ende März publiziert.
Schneider erläuterte weiter, zu beachten sei, dass vereinzelte Jugendliche viele Straftaten begingen und damit für hohe Fallzahlen sorgten - oftmals in Gruppen und auch über Kantonsgrenzen hinweg. In jüngster Zeit fielen auch vereinzelte Mädchen mit hoher Delinquenz auf - von einer Tendenz könne man in diesem Bereich aber noch nicht sprechen, da die Daten noch fehlten.