Vorarlberger Aussenhandel zeigt Stabilität, © Depositfotos / Symbolbild / Grebesh Kovmaxim
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Vorarlberger Aussenhandel zeigt Stabilität

Der aktuelle Aussenhandelsbericht der Landesstelle für Statistik für das erste Halbjahr 2024 zeigt trotz rückläufiger Export- und Importzahlen die anhaltende Stabilität der Vorarlberger Wirtschaft. In den ersten sechs Monaten des Jahres wurden nach vorläufigen Ergebnissen Waren im Gesamtwert von 6,6 Milliarden Euro exportiert - der Wert der Importe betrug rund 4,6 Milliarden Euro.

02.01.2025

„Daraus ergibt sich ein Handelsbilanzüberschuss von 1,9 Milliarden Euro, der höchste jemals gemessene Halbjahresüberschuss“, so Landeshauptmann Markus Wallner. Gemeinsam mit Wirtschaftslandesrat Marco Tittler und dem neuen Präsidenten der Wirtschaftskammer Vorarlberg, Karlheinz Kopf, unterstrich er die Widerstandsfähigkeit der heimischen Unternehmen.

Die Energiekrise und die Teuerung, aber auch eine Konjunkturabflachung – insbesondere auch beim wichtigsten Handelspartner Deutschland – und die herausfordernde Fachkräftesituation beeinflussten die Vorarlberger Aussenwirtschaft im ersten Halbjahr 2024. Zwar mussten in beiden Richtungen des Warenverkehrs Rückgänge verzeichnet werden, diese hielten sich jedoch in Grenzen: Die Exporte schrumpften im 1. Halbjahr 2024 um 2,7 Prozent auf 6,6 Milliarden Euro, die Importe um 6,6 Prozent auf 4,6 Milliarden Euro. Damit hat die Dynamik des exportseitigen Rückgangs etwas an Fahrt aufgenommen, im 1. Halbjahr 2023 betrug der Schwund -1,8 Prozent. Bei den Einfuhren hingegen hat sich der Abwärtstrend leicht eingebremst, nachdem der Abschwung ein Jahr zuvor noch bei -7,8 Prozent lag. Trotz Rückgängen beider Warenverkehrsrichtungen finden sich die Ergebnisse im Ranking aller Vergleichszeiträume der Vorjahre an beachtlicher dritter Stelle.

Aufgrund der konjunkturellen Entwicklungen und der daraus resultierenden Import- und Exportveränderungen erhöhte sich der Handelsbilanzüberschuss. Die Vorarlberger Aussenhandelstreibenden generierten den größten Halbjahresüberschuss überhaupt von +1,9 Milliarden Euro. Landesrat Tittler: „Trotz der schwierigen Ausgangssituation sowie der schwachen Konjunktur der wichtigsten Handelspartner, zeigt sich die Vorarlberger Wirtschaft verhältnismässig stark. Im Bundesländervergleich liegt Vorarlberg bei den Exporten pro Kopf weiterhin auf hohem Niveau – konkret auf Platz 2. Beim Handelsbilanzüberschuss pro Kopf belegt Vorarlberg nun sogar den ersten Platz.“ 

Die Vorarlberger Wirtschaft exportiert deutlich mehr Güter als sie importiert. Die Handelsbilanz mit dem Ausland ist daher positiv. Im 1. Halbjahr 2024 lag das Exportvolumen um beinahe 42 Prozent über dem Importvolumen – das entspricht österreichweit dem 1. Platz bei der Überschussquote.

WKV-Präsident Karlheinz Kopf erklärte: „Die Handelsbilanz Vorarlbergs hat sich trotz des Exportrückganges weiter verbessert. Das verdeutlicht den grossen Beitrag der exportierenden Unternehmen für die Wertschöpfung in Vorarlberg. Das Minus im Export ist moderat; das Ergebnis im ersten Halbjahr 2024 zählt zu den besten der vergangenen Jahre. Dennoch braucht es jetzt umso mehr Massnahmen, um die heimische Exportwirtschaft anzukurbeln; dazu gehört auch der Abschluss neuer Handelsabkommen. Mit dem EU-Mercosur-Freihandelsabkommen hat die österreichische Exportwirtschaft eine grosse Chance, es sendet ein starkes Signal an die Industrie, die sich nach zwei Jahren Rezession in einer tiefen Krise befindet. Unser Potenzial in die Mercosur-Länder zu exportieren ist gross, aktuell exportiert Vorarlberg Waren im Wert von etwas mehr als 23 Millionen Euro nach Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay. Auch der vollständige Schengen-Beitritt Rumäniens und Bulgariens ist ein gutes Signal, denn jeder Schritt zur Festigung des europäischen Binnenmarkts stärkt die europäische Wirtschaft. Bürokratie und Hürden verhindern, freien Handel ermöglichen und ein Zugang zu strategischen Ressourcen müssen jetzt das Gebot der Stunde sein. Österreich und gerade auch das Exportland Vorarlberg brauchen eine kluge Handelspolitik, die sowohl wirtschaftliche Interessen als auch ökologische Standards in den Mittelpunkt stellt.“

Vorarlbergs Aussenhandelsbeziehungen

Die Vorarlberger Wirtschaft unterhält aktive Aussenhandelsbeziehungen mit rund 230 Destinationen und Regionen weltweit. Knapp 58 Prozent der Exporte und zwei Drittel aller Importe entfallen auf die Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU-27). Dorthin wurden Waren im Wert von 3,8 Milliarden Euro exportiert (-7,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr). Insgesamt wurden Waren im Wert von 3,1 Milliarden Euro (-6,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr) aus EU-Ländern importiert. Unangefochten wichtigster Handelspartner Vorarlbergs bleibt Deutschland mit einem Anteil von 27 Prozent am Gesamtexportvolumen und 38 Prozent am Importvolumen.

Die EFTA mit den Nachbarländern Schweiz und Liechtenstein ist der zweitwichtigste Wirtschaftsraum für Vorarlbergs Aussenhandel. Das Exportvolumen betrug 932 Mio. Euro (-0,3 Prozent), das Importvolumen 602 Mio. Euro (-8,3 Prozent). Über 13 Prozent aller Exporte und Importe gehen auf das Konto der EFTA. Davon trägt allein die Schweiz als zweitbedeutendste Handelspartnerin der Vorarlberger Unternehmen den Hauptanteil von 12 Prozent bei Ausfuhren (812 Millionen Euro; -0,4 Prozent) und 10 Prozent bei Einfuhren (460 Millionen Euro; -10,5 Prozent). Der Aussenhandel mit Liechtenstein stieg bei den Ausfuhren um 3,2 Prozent auf 92 Millionen Euro und bei den Einfuhren um 12,2 Prozent auf rund 113 Millionen Euro.

Bei den USA, dem wichtigsten aussereuropäischen Handelspartner – insgesamt der drittwichtigste, gab es deutliche Zuwächse: Im ersten Halbjahr 2024 konnten Warenbewegungen im Wert von 418 Millionen Euro (+7,5 Prozent) bei den Exporten und 31 Millionen Euro (+7,4 Prozent) bei den Importen verzeichnet werden.

Das führende Handelspartnerland für Vorarlberg in Asien und viertgrösstes überhaupt ist China. Von dort stammte Importware im Wert von 399 Millionen Euro (-1,8 Prozent). Umgekehrt lieferte Vorarlberg Waren im Wert von 144 Millionen Euro nach China: ein Minus von 6,9 Prozent zum Vorjahr.

Auswirkungen des Krieges

Bei den GUS-Staaten ist ein deutlicher Rückgang von -16,3 Prozent bei der Ausfuhr (38 Millionen Euro) und ein noch drastischerer von -42,6 Prozent auf unter 3 Mio. Euro bei der Einfuhr zu sehen. Bei den Ausfuhren fiel die Russische Föderation von 14 Millionen Euro (erstes Halbjahr 2023) auf 8 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2024 ab. Bei den Einfuhren fielen die Werte von 3 Millionen Euro in 2023 auf 1 Million Euro (-59,1 Prozent).

Eisen- und Metallwaren

Die bedeutendste Warenobergruppe ist die Gruppe der Eisen- und Metallwaren. Im ersten Halbjahr 2024 wurden Waren daraus im Wert von 1,8 Milliarden Euro (+0,1 Prozent) exportiert und für 1,1 Milliarden Euro (-12,8 Prozent) importiert. Die Hauptprodukte sind Beschläge, Rohre, Profile aus Eisen und Stahl oder Aluminium, Behälter, Bleche und dergleichen. Beim Export verloren hat hingegen die Kessel- und Maschinenindustrie. Sie erzielte ein Ausfuhrvolumen von 1,3 Milliarden Euro (-2,8 Prozent) und ein Einfuhrvolumen von 700 Millionen Euro (+0,7 Prozent). Diese beiden Warengruppen zusammen erzielen rund 46 Prozent des Exportvolumens, zwei Fünftel des Importvolumens und tragen zu fast zwei Drittel des Handelsbilanzüberschusses der Vorarlberger Aussenhandelswirtschaft bei. Die Nahrungs- und Genussmittelindustrie hat erneut zugelegt, konnte Waren im Wert von 842 Millionen Euro (+4,6 Prozent) ins Ausland absetzen und importierte Güter im Wert von 533 Millionen Euro (+9,3 Prozent), wie die Landespressestelle Vorarlberg heute mitteilte.