Wildtierbestände sind um 73 Prozent geschrumpft
Heute leben weltweit drei Viertel weniger Wildtiere als vor 50 Jahren. Dies berichten Experten des WWF im "Living Planet Report 2024". Hauptschuld trage die Konsumgesellschaft in Europa und Nordamerika. Es gibt auch positive Beispiele wie den Bartgeier in der Schweiz.
Die Fachleute des WWF (World Wide Fund For Nature) fordern eine weltweite Naturschutzoffensive: Man müsse Schutzgebiete ausweiten und die Zerstörung artenreicher Lebensräume stoppen. Gesunde Wildtierbestände seien für eine intakte Umwelt unabdingbar, ihr Verschwinden gefährde die Ernährungssicherheit der Menschen.
Laut Untersuchungen bei 35'000 Wildtier-Populationen aus 5495 Arten von Säugetieren, Vögeln, Amphibien, Reptilien und Fischen durch den WWF sind die Wildtierbestände seit 1970 global um 73 Prozent zurückgegangen.
Der Rückgang ist auf allen Kontinenten massiv, aber nicht gleich, erklärten Experten: In Europa und Zentralasien (35 Prozent) und Nordamerika (39 Prozent) sei er etwas geringer. Das sei aber darauf zurückzuführen, dass die grossen Rückgänge an Wirbeltierbeständen hier schon vor 1970 geschahen. Besonders dramatisch sei das Schwinden der Populationen aktuell in Südamerika und der Karibik mit 95 Prozent.
"Ein Weckruf"
"Der Living Planet Report 2024 ist ein Weckruf", wird WWF-Schweiz-CEO Thomas Vellacott in einer Mitteilung der Umweltorganisation zitiert. "Unser Ernährungssystem ist der Haupttreiber des Biodiversitätsverlusts." In der Schweiz könnte die Bevölkerung durch nachhaltige Landwirtschaft und verantwortungsvollen Konsum einen wichtigen Beitrag leisten, um den Biodiversitätsverlust zu stoppen.
Als Beispiel für erfolgreichen Artenschutz nennt Vellacott die Rückkehr des Bartgeiers in die Schweiz. Dies zeige, dass gezielte Massnahmen wirkten. Ähnliche Beispiele gebe es auf allen Kontinenten. "Nun müssen wir diesen Erfolg auf breiterer Ebene wiederholen."
Ende Monat findet in Kolumbien eine Weltbiodiversitätskonferenz statt. Dort sollten die einzelnen Staaten ihre Aktionspläne vorlegen, wie das in der Vorgänger-Konferenz beschlossene Ziel erreicht werden soll, 30 Prozent der Landfläche und Meere bis 2030 unter Schutz zu stellen.