Experten rufen in Davos GR zu Vorbereitung auf nächste Pandemie auf
Der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, hat heute am Weltwirtschaftsforum die Staatengemeinschaft zu einer besseren Vorbereitung auf eine nächste Pandemie gemahnt. Es brauche ein Frühwarnsystem und Vorbereitungen in Kliniken.
"Ebola, Mers, Zika: das sind Krankheiten, die wir kennen. Aber es kann ein unbekanntes neues Virus auftauchen. Die Frage ist nicht ob, sondern wann", sagte der WHO-Chef an einer Experten-Diskussion am Mittwoch in Davos GR. Gemäss jüngsten Einschätzungen der WHO könnte eine unbekannte Krankheit X dereinst zu 20 Mal mehr Todesfällen führen als die Coronavirus-Pandemie. "Covid kann wieder passieren. Das ist keine Panik. Und es ist besser, vorbereitet zu sein", sagte Ghebreyesus.
Es brauche ein Frühwarnsystem und Investitionen in die Gesundheitsversorgungen, damit diese bei Bedarf hochgefahren werden könnten, sagte der WHO-Chef. "Wir haben bei Covid viele Menschenleben verloren, weil Platz für Patienten fehlte oder kein Sauerstoff verfügbar war." Zudem müsse die Zusammenarbeit zwischen den Ländern verbessert werden. Während der Covid-Pandemie hätten einige Länder Impfdosen zurückgehalten, während diese in anderen Gegenden fehlten. Ghebreyesus warb in Davos auch für den geplanten Pandemievertrag, mit dem Mitgliedstaaten bei Pandemien koordiniert vorgehen wollen.
Die Unterschiede zwischen Industrienationen, Schwellenländern und Drittweltländern verringern will auch die brasilianische Gesundheitsministerin Nisia Trindade Lima. Vor allem was die Diskrepanzen bei medizinischen Testes, Medikamenten und Impfungen angehe. 90 Prozent der Patente konzentrierten sich in 10 Prozent der Länder, sagte sie. Brasilien will sich 2024 während des G20-Vorsitzes für mehr Multilateralismus einsetzen.
Bei der Pandemie-Vorsorge helfen wird nach Ansicht der Expertinnen und Experten in Davos auch der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI). KI könnte den Ausbruch einer Krankheit früh entdecken, sagte Michel Demaré, Verwaltungsratspräsident des britischen Impfstoffherstellers Astrazeneca. Er plädierte dafür, auf breiter Front Daten-Bibliotheken für einen Austausch über die Ländergrenzen hinaus zu öffnen.
Der CEO des Technikkonzerns Philips, Roy Jakobs, sagte, es seien viele neuen Technologien verfügbar. Diese müssten aber schneller eingesetzt werden. Es fehle teils an der Finanzierung.