Ungewöhnlich viele Kraniche in der Region, © Marcel Burkhardt
 Marcel Burkhardt
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Ungewöhnlich viele Kraniche in der Region

Auffällig viele Tiere werden auch im Ruggeller Riet und bei Wildhaus gesichtet.

29.10.2024

Beitrag zum Thema

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Derzeit fliegen so viele Kraniche wie noch nie über Liechtenstein und die Schweiz in Richtung Süden. Auffällig viele Tiere werden auch im Ruggeller Riet und bei Wildhaus gesichtet. Obwohl die Zug-Zeit gerade erst begonnen hat, ist über der Schweiz schon ein Trupp von rund 800 Tieren beobachtet worden – ungewöhnlich viele, informiert die Schweizerische Vogelwarte in Sempach. Kraniche sind an ihren lauten, trompetenden Rufen zu erkennen, sie fliegen in auffälliger V-Formation.

Auch im benachbarten Bayern wurden Rekordzahlen durchziehender Kraniche gemeldet. Wer in diesen Tagen aufmerksam in den Himmel schaut und die Ohren spitzt, hat vielleicht das Glück, die imposanten Vögel zu sehen. Kraniche sind für ihre traditionellen Zugrouten bekannt. Der westlichste Zugweg führt von Skandinavien und
Nordosteuropa in einem sehr engen Korridor nach Südwesten und endet in Spanien. Ein weiterer Weg führt von Finnland via Ungarn und Italien nach Nordafrika. Somit liegt die Schweiz nicht direkt auf einer «Kranich-Autobahn». Weil zudem diese Hauptzugrouten recht schmal sind, war der Kranich bei uns bis vor wenigen Jahren nur selten als Durchzügler zu beobachten.
2011 aber geschah Aussergewöhnliches: In der Schweiz wurden während des Herbstzugs über 10-mal mehr Kraniche beobachtet als üblich. Seither blieb die Zahl beobachteter Kraniche mit Schwankungen hoch.

Was ist passiert? Ein Teil der Kraniche, die normalerweise den ungarischen Hortobágy-Nationalpark passieren, um dann via Italien nach Nordafrika zu gelangen, änderte die Route. Statt über Italien nach Nordafrika flogen sie über die südfranzösische Camargue nach Spanien. 2011 wurde dieser Routenwechsel vermutlich durch starke Ostwinde unterstützt, aber auch in
den Folgejahren wurde der neue Zugweg rege genutzt. Kraniche haben keine genetisch definierten Zugrouten, die
erfahrenen Tiere geben ihr Wissen an die anderen weiter. Die neue Zugroute durch Mitteleuropa scheint den Kranichen
zu behagen. Da die Schweiz auf dem Weg zwischen Hortobágy und Camargue liegt, dürfen auch wir uns vermehrt an den
sehnsüchtig anmutenden Rufen durchziehender Kraniche erfreuen.